Dorfchronik

Hohenzell hat während seiner fast 850-jährigen Geschichte viele Höhen und Tiefen erlebt. Lesen Sie auf dieser Seite die wichtigsten Fakten zur Entstehung des Dorfes, über die vielen Kriege bis in die heutige Zeit.

Übrigens: Die Geschichte des Dorfes erzählt in eindrucksvoller Weise der Dokumentarfilm über Hohenzell.

DorfmitteErste Erwähnung Hohenzells

Das im Kinzigtal liegende Dorf Hohenzell wird erstmalig in einer Urkunde des Bischofs Herold von Würzburg vom Jahre 1167 erwähnt. In dieser Urkunde nahm Bischof Herold das Kloster in seinen Schutz und zählte dabei dessen Besitzungen auf. Zu diesen Besitzungen gehörte auch Hohenzell. Wie lange das Dorf im Besitz des Klosters gewesen ist und wann das Dorf oder Teile desselben wieder veräußert worden sind, ist nicht festzustellen.

Um das Jahr 1300 befand sich Hohenzell jedenfalls als Würzburger Lehen in den Händen Konrads von Trimberg, der damals die Schutzvogtei über das Kloster Schlüchtern besaß. 1304 verkaufte Konrad von Trimberg mit Zustimmung des Würzburger Bischofs und Kapitels das Dorf Hohenzell mit „Gerichten, Rechten, Gärten, Weiden und Wäldern, Jagd und Wasser“ und allem Zubehör wieder an den Abt und den Konvent des Klosters Schlüchtern.

Im Jahre 1356 zählte das Dorf 22 Einwohner. Erste Namen, welche urkundlich erwähnt wurden, waren z.B. Rüffer, Henning und Hopphener.

Die Frage, ob es neben den bäuerlichen Bewohnern in der Gemarkung von Hohenzell auch Familien niederen Adels gegeben hat – sog. Edelknechte oder ritterbürtige Waffenknechte, die oft als Burgmannen verwendet wurden – ist schwer zu beantworten.

DorfbrunnenDreißigjähriger Krieg

Es gibt wenige Nachrichten über das Schicksal des Dorfes in der Zeit des 30-jährigen Krieges: das Schulhaus wurde damals niedergebrannt; bei einer Plünderung in Steinau 1647 soll ein Hohenzeller erschossen worden sein. Nach dem Friedensschluss 1648 blieben noch schwedische Soldaten im Dorf, bis die Kriegskontributionen bezahlt waren.

Vielleicht wurde das Dorf, das etwas abseits der großen Straße lag, weniger betroffen als die anderen Ortschaften und besonders die Städte im Kinzigtal. Aber Plünderungen, Hungersnot und vor allem die immer wieder auftretenden Seuchen gingen nicht spurlos an dem Dorf vorbei. Im Jahre 1625 starben in Hohenzell 39 Personen, davon 22 an der „dysenteria“ (Blutdurchfall), 17 an der Pest. 1629 starben wieder 13 Personen, darunter 8 Pestkranke. Das furchtbare Pestjahr 1635 weist in Hohenzell zwar nur einen Toten im Kirchenbuch auf, aber die Notiz aus diesem Jahr zeigt, dass nicht alle Verstorbenen aufgezeichnet werden konnten.

1707 lebten noch ca. 100 Einwohner in Hohenzell. Im Jahre 1866 wurde Hohenzell von den Preußen kampflos übernommen, obgleich sie zunächst als Barbaren beschimpft wurden.

Das 19. Jahrhundert und die „neue Welt“

In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts ist die Bevölkerung Hohenzells recht schnell gewachsen. 1833 wird die Zahl der Personen in der Gemeinde mit 473, die Zahl der Gebäude mit 66 angegeben.

Die Jahre 1850-1900 waren in allen Dörfern des Schlüchterner Landes eine Zeit der Stagnation. Um die Mitte des 19. Jahrhundert siedelten deshalb viele in die neue Welt, die USA, aus. Später änderten die Auswanderer ihr Ziel und zogen in die westlichen Industriestädte Deutschlands über, wo sie Arbeit und Brot fanden.

Jahrhundertwende und wirtschaftlicher Aufschwung

Bis tief in das 19. Jahrhundert hinein hat Hohenzell – wie alle anderen Dörfer des Schlüchterner Landes – in dörflicher Abgeschlossenheit gelebt. Beinahe völlig von der Umwelt abgekapselt hatten es fremde Zuwanderer schwer, hier akzeptiert zu werden und blieben meist ihr Leben lang Fremde. Sogar Rivalitäten innerhalb des Ortes betreffs einzelner Straßenzüge waren an der Tagesordnung. Die Wohnverhältnisse waren zu dieser Zeit sehr beengt und auf das Waschen wurde nur geringen Wert gelegt. Es wird berichtet, dass für manche das Bad nach der Geburt wohl die einzige Berührung mit dem Nass während eines ganzen Lebens war.
Aber wenn man auch eng zusammengedrängt lebte und die Verhältnisse keineswegs den Ansprüchen der modernen Hygiene entsprachen, so saß man doch auf seiner eigenen, wenn auch kleinen, Scholle.

vor-kircheErst um die Jahrhundertwende setzte allmählich ein Wandel ein. Er kündigte sich mit dem Eindringen moderner Methoden der Landwirtschaft an. Das Dorf war jetzt in der Lage, eine größere Zahl von Menschen zu ernähren. So setzte wieder ein Wachstum der Bevölkerung auf ca. 407 Hohenzeller im Jahre 1911 ein.

Dann kam die Katastrophe der beiden Weltkriege. Der Krieg führte manchen Hohenzeller in fremde Lande, aus denen sie oftmals nicht mehr in die Heimat zurückkehrten.

Zweiter Weltkrieg – auch in Hohenzell

Haus-Heils-MarieVor Beginn der NS-Propaganda stiegen die Arbeitslosenzahlen. Die beiden Steinbrüche wurden im Winter 1927/28 geschlossen. Obgleich sich der Krieg anfangs für die Bewohner von einer „freundlicheren“ Seite zeigte, da ein bayrisches Reiterregiment in Hohenzell einquartiert war, welches in einer Bretterbude nahe der kuhnschen Gastwirtschaft lebte, rückten am 3. April 1945 amerikanische Panzer in das Dorf ein, während die Gastwirtschaft Kuhn noch von deutschen Soldaten besetzt war. Das Schicksal des Dorfes hing an einem seidenen Faden. Die Bevölkerung flüchtete in die Keller. Die Amerikaner stellten fest: „No German artillery!“ und zogen sich wieder zurück. Aber einige Tage später kehrten sie wieder und setzten deutsche Kriegsgefangene als Kühlerfiguren auf ihre Autos mit auf sie gerichteten Maschinengewehren. Sie machten viele Hausdurchsuchungen und verließen das Dorf erst ein Vierteljahr später.

Der Flüchtlingsstrom, der 1945 Westdeutschland überflutete, führte Hohenzell neue Bewohner aus Oberschlesien bzw. der Tschechoslowakei zu. Die Einwohnerzahlen stiegen so bis in die 60er Jahre hinein auf ca. 550.

Hohenzell heute

063ansicht-neuHeute zählt Hohenzell ca. 705 Einwohner (Stand 2009). Weniger als 100 Jahre haben das Dorf völlig verwandelt. Die Verbindung zur Außenwelt ist sehr eng geworden: nicht nur, dass ein Großteil der Einwohner ihren Lebensunterhalt außerhalb des Dorfes verdienen und mit der nichtdörflichen Arbeitswelt täglich engste Verbindung haben, die Außenwelt selbst findet durch die Medien Verbindung ins Dorf, ab 2003 sogar im Internet.

Heute findet man unter anderem noch Firmen wie ein Fuhrunternehmen, eine Schmiede und Schlosserei, eine Metzgerei und Gaststätte, einen Friseursalon, ein Gesundheitszentrum und eine Näherei. Außerdem gibt es noch 5 vollerwerbswirtschaftlich geführte Bauernhöfe.